Was tun bei Flugangst?
Für viele ist der Einstieg in ein Flugzeug mit einem freudigen Urlaubsgefühl verbunden. Doch was, wenn stattdessen ein mulmiges Gefühl im Bauch, Schweißausbrüche oder sogar Panikattacken auftreten? Denn etwa 15% der Deutschen sind beim Reisen von Flugangst betroffen. Doch wie entsteht die Angst vorm Fliegen eigentlich und wie kann sie bewältigt werden? Unsere Tipps für entspannteres Fliegen.
Inhalt
Was ist Flugangst?
Flugangst wird in der Fachsprache auch als Aviophobie betitelt und bezeichnet starke, anhaltende Angstzustände, die beim Fliegen und Betreten eines Flugzeugs auftreten. Die Angst vorm Fliegen kann bei Betroffenen schon Wochen oder Tage vor Abreise entstehen und unterschiedliche Symptome auslösen, die von einem unguten Bauchgefühl bis hin zu schwerwiegenden Panikattacken reichen können. Die Ursachen für das Auftreten von Flugangst können vielfältig und oft schwer zu ergründen sein. Je nach Schweregrad wird diese als unterschiedlich belastend und einschränkend empfunden in jedem Fall beschert die Aviophobie den Leidenden jedoch ein unangenehmes Reiseerlebnis.
Symptome und Ursachen von Flugangst
Durch Flugangst ausgelöste Symptome können sich sowohl physisch als auch psychisch äußern:
Körperliche Symptome: Können beispielsweise ein starker Herzschlag und eine schnellere Atmung oder auch Bauchschmerzen und Magenprobleme sein. Von Flugangst Betroffene erleiden außerdem oft Zittern und Schwindelgefühle sowie allgemeines, körperliches Unwohlsein.
Psychische Symptome: Hierzu zählen bei Personen, die unter Aviophobie leiden, starke Angstzustände, innere Unruhe und Schlafprobleme, die sowohl vor Antritt der Reise als auch während des Flugs auftreten können.
Extreme Symptome: Eines oder mehrere Flugangst-Symptome kann im schlimmsten Fall auch in einer Panikattacke enden, die von Atemschwierigkeiten, Erstickungs- und Überforderungsgefühlen geprägt sein kann. Eine solche Attacke kann bei Betroffenen die Angst vorm Fliegen noch weiter schüren.
Angst ist generell etwas ganz Natürliches und bezeichnet die körpereigene physische und psychische Reaktion auf eine Gefahrensituation. Das Fliegen mit einem Flugzeug stellt im eigentlichen Sinne jedoch keine direkte Gefahr für uns Menschen dar, löst allerdings bei unter Flugangst leidenden Personen eine Überproduktion von Stresshormonen aus. Die Ursachen können vielfältig sein:
Schlechte Erfahrungen: Diese wurden bei einem vorherigen Flug durch Turbulenzen oder Start- und Landekomplikationen gemacht.
Höhen- oder Platzangst: Diese können, wie auch die Angst vor großen Menschenansammlungen, die Aviophobie verstärken.
Kontrollabgabe: Viele haben Angst davor, Ihr Leben in die Hände der Piloten zu geben.
Gefahrensituationen: Es herrscht die Befürchtung, abzustürzen oder entführt zu werden.
Unzureichendes Wissen: Es entsteht das Gefühl, nicht genug Verständnis gegenüber der komplexen Technik eines Flugzeugs zu besitzen.
Tipps und Mittel gegen Flugangst
Wenn Sie Angst vorm Fliegen verspüren, können die folgenden Tipps möglicherweise Linderung der Symptome versprechen und Ihre nächste Reise etwas angenehmer gestalten:
Flugangst-Tipp: Stress im Vorfeld minimieren
Planen Sie im Vorfeld ausgiebig alle Schritte vor dem Antritt des Flugs. Online einzuchecken, einen optimalen Sitzplatz auszuwählen und genug Zeit für die Reise zum Flughafen einzuplanen kann Ihnen helfen, Ihre Flugangst zu bekämpfen. So ersparen Sie sich unnötigen Stress, bevor Sie die eigentliche Reise überhaupt antreten und ein geregelter Ablauf gibt Ihnen ein stärkeres Gefühl von Kontrolle. Wenn Sie im Vorhinein einen Parkplatz am Flughafen buchen, ersparen Sie sich beispielsweise eine nervenaufreibende Parkplatzsuche.Flugangst-Tipp: Frühzeitiges Informieren
Wie lang ist die Flugdauer, wo befindet sich das Gate und findet der Flug überhaupt statt? Frühzeitiges Informieren kann Ihnen die Angst vorm Fliegen nehmen und für ein entspannteres Reisen sorgen. Darüber hinaus kann das vorherige Informieren über technische Daten und die Sicherheit eines Flugzeugs die Nervosität mindern.
Übrigens: Das Flugzeug gilt als das sicherste Verkehrsmittel der Welt!Flugangst-Tipp: Ablenkung vor und während der Reise
Sorgen Sie in den Wochen vor der Abreise für einen vollen Terminkalender. Achtung: genug Zeit für Tipp #1 und #2 sollten Sie natürlich trotzdem einplanen. Um Ihre Flugangst während des Fliegens zu mindern, sollten Sie sich im Vorfeld mehrere Entertainment-Optionen offenhalten. Laden Sie sich Ihre Lieblingsserie, einen unterhaltsamen Film oder gute Musik auf Ihr Smartphone oder Tablet, sodass Sie nicht auf das Entertainment der Fluglinie angewiesen sind. Nehmen Sie sich ein spannendes Buch oder eine unterhaltsame Zeitschrift mit. Oder fokussieren Sie sich auf Dinge wie Sudoku oder Kreuzworträtsel. Wenn Sie nicht allein reisen oder ein netter fremder Fluggast neben Ihnen sitzt, können auch Gespräche über völlig andere Themen eine gute Ablenkung darstellen.Flugangst-Tipp: Andere über die bestehende Flugangst informieren
Dem Flugpersonal oder Ihrer Begleitung von Ihren Befürchtungen zu berichten, kann eine echte Hilfe gegen Flugangst darstellen. Das bloße Teilen Ihrer Gedanken kann bereits dazu beitragen, Ihre Anspannung zu mindern.Flugangst-Tipp: Bewusstes Essen und Trinken
Kaufen Sie sich eine Flasche Wasser im Duty-free Shop und bringen Sie Ihre Lieblingskekse mit an Bord. Um Ihre Flugangst zu bewältigen, kann bewusstes Essen und Trinken ein wichtiger Schlüssel sein. Wenn Sie vor der Abreise Appetitlosigkeit verspüren, versuchen Sie es doch mit einem Stück Obst. So belasten Sie Ihre Verdauung nicht unnötig, verhindern aber auch, durch einen leeren Magen das ungute Gefühl Ihrer Flugangst noch weiter zu schüren.Flugangst-Tipp: Richtige Kleidung und Ausrüstung
Ein hilfreiches Mittel gegen Flugangst ist das Tragen passender Kleidung. Am besten ziehen Sie mehrere Schichten bequemer Kleidungsstücke übereinander, sodass Sie gegen Temperaturschwankungen bestens gewappnet sind. Übrigens: auch ein paar dicke Socken oder ein Nackenkissen können dazu beitragen, Ihren Flug etwas angenehmer zu gestalten und somit die Angst vorm Fliegen zu mindern.
Flugangst selbst bekämpfen 3 Entspannungsübungen
Bitte sehen Sie möglichst davon ab, Medikamente gegen Flugangst einzunehmen. Beruhigende Medikamente wirken nur vorübergehend und können auf lange Sicht sogar zu einer Chronifizierung der Angstzustände führen. Alternativ gibt es aber einige Entspannungsübungen, die Sie ganz einfach selbst erlernen können, um Ihre Flugangst zu bewältigen.
Übung: Die Atmung
Bewusstes, tiefes Ein- und Ausatmen kann sehr hilfreich sein. Hierbei spielt die sogenannte Bauchatmung eine große Rolle. Legen Sie dafür Ihre Hände unterhalb des Nabels auf den Bauch und achten Sie darauf, wie sich dieser durch die ein- und ausströmende Luft hebt und senkt. Versuchen Sie langsam und kontrolliert zu atmen und sich dabei nur auf sich selbst zu konzentrieren.Übung: Progressive Muskelentspannung
Spannen Sie nacheinander alle Muskelgruppen gezielt an und entspannen Sie diese anschließend wieder. Die dadurch entstehende körperliche Entspannung kann nicht nur physische Symptome der Flugangst lindern, sondern auch Ihren Gedankenstrom beruhigen.Übung: Mentales Training
Steuern Sie ganz bewusst Ihre eigenen Gedanken und wiederholen Sie im Geiste, wie sicher Fliegen ist. Diese positiven Affirmationen können dabei helfen, eine optimistische Einstellung gegenüber dem Fliegen zu entwickeln.
Oft kann es hilfreich sein, diese Übungen bei speziell geschulten Therapeut*innen zu erlernen. Wenn Sie besonders starke Angstzustände beim oder vor dem Fliegen erleiden und auch die eben genannten Selbstübungen keine Linderung versprechen, zögern Sie bitte nicht, professionelle Hilfe bei Flugangst in Anspruch zu nehmen.
Flugangst mit Therapie überwinden: Professionelle Hilfe bei Angst vorm Fliegen
In besonders schweren Fällen kann es sinnvoll sein, eine Therapie gegen Flugangst zu beginnen. Viele Fluggesellschaften bieten mittlerweile professionelle Seminare gegen Flugangst an und auch speziell ausgebildete Therapeutinnen sind in der Lage, Entspannungsmethoden und Strategien zur Bewältigung der Angst vorm Fliegen zu lehren. Hierbei kann auch eine Verhaltenstherapie hilfreich sein: Durch eine dauerhafte Veränderung der Gedanken und Erlebens- und Verhaltensmuster wird versucht, Betroffenen die Flugangst zu nehmen. Ziel dabei ist es, die beim Einsteigen in ein Flugzeug entstehende Ablehnungshaltung und Angstreaktion zu vermindern. Dafür werden Patientinnen durch bestimmte Angstkonfrontationsübungen dazu befähigt, Kontrolle über Ihre Angstzustände zu erlangen, sodass die mit der Flugangst einhergehenden körperlichen und psychischen Symptome abklingen.
Es ist keine Schande, bei einer ausgeprägten Angststörung, wie Aviophobie, professionelle Hilfe zu benötigen ganz im Gegenteil. Es gibt mehr Menschen, die unter Flugangst leiden, als Sie glauben. Scheuen Sie deshalb nicht davor zurück, Ihre Ängste offen zu kommunizieren!