Eine TWA Maschine steht vor dem TWA Flight Center.

Howard Hughes: Produzent, Pionier, Pilot

Kaum ein Leben dürfte so spektakulär gewesen sein wie das von Howard Hughes. Superlative und Weltrekorde begleiteten zahlreiche seiner Unternehmungen von Filmproduktionen über die Luftfahrt bishin zum Erwerb zahlreicher Hotels und Casinos in Las Vegas. Dabei verlief sein Leben keinesfalls ohne Probleme: Zahlreiche Abstürze und Unfälle reihten sich bei Howard Hughes an Krankheiten, die zu zunehmend exzentrischerem Verhalten und Isolation führten. Einen Überblick über Hughes’ Wirken und vor allem seinen Beitrag zur Luftfahrt finden Sie hier.

Inhalt

  1. Das Leben & Wirken von Howard Hughes: ein Überblick

  2. Howard Hughes als Luftfahrtpionier: Hughes H1, H4 Hercules & TWA

  3. Die späteren Jahre des Howard Hughes: Unfälle, Krankheiten & Isolation

  4. Das vielschichtige Vermächtnis von Howard Hughes

Das Leben und Wirken von Howard Hughes: ein Überblick

Geboren im Jahr 1905 als Sohn und Erbe eines erfolgreichen Herstellers von Bohrmaschinen, expandierte Howard Hughes nach dem frühen Tod seiner Eltern schnell in unterschiedliche Industrien, anfangs besonders in Filmbranche und Flugzeugherstellung. Es folgten Airlines, Immobilien, Casinos und ein medizinisches Institut. In der zweiten Hälfte seines Lebens zog sich Howard Hughes zunehmend zurück, nachdem er zuvor eine der schillerndsten Persönlichkeiten in der Öffentlichkeit gewesen war. Er verstarb weitgehend isoliert von der Außenwelt im Jahr 1976. Die bemerkenswertesten Fakten zu seinem Leben finden Sie hier in einem Überblick zusammengefasst:

Geschwindigkeitsweltrekorde: Hughes war selbst ein ausgezeichneter, aber auch waghalsiger Pilot. Er stellte zahlreiche Weltrekorde auf, darunter den damaligen Höchstgeschwindigkeitsrekord in der von ihm selbst gebauten Hughes H1 Racer. 

Flug um die Welt: Auch auf Langstreckenflügen überzeugte Hughes. 1938 umflog er die Erde in weniger als vier Tagen, was den damaligen Rekord um mehr als drei Tage unterbot. Diese Leistung ließ ihn zu einer wahren Berühmtheit aufsteigen, sodass ihm zu Ehren in New York eine Parade durch Manhatten abgehalten wurde.

Das größte Flugzeug der Welt: Von Howard Hughes wurde auch das lange Zeit größte Flugzeug der Welt gebaut, die Hughes H4 Hercules.

Stuntpilot: Als Howard Hughes mit Hell’s Angels einen der bis dato teuersten Filme aller Zeiten drehte, informierte ihn der Stuntkoordinator, dass ein bestimmtes Flugmanöver zu gefährlich sei. Hughes flog das Manöver für den Film selbst, stürzte aber ab – einer von zahlreichen Unfällen, die zu seinen späteren Gesundheitsproblemen beigetragen haben könnten.

Transatlantische Passagierflüge: Die Airline von Howard Hughes, TWA, war auf sein Drängen eine treibende Kraft bei der Etablierung von transatlantischen Flügen mit bodenlandenden Passagierflugzeugen.

High Society: In den 30er und 40er Jahren war Hughes auch für seine engen Verhältnisse zu den großen Stars der Zeit bekannt. Unter anderem datete Howard Hughes Ava Gardner, Katharine Hepburn, Bette Davies und Joan Crawford und war eng mit Cary Grant befreundet.

Imagewechsel für Las Vegas: In den 60er Jahren erwarb Howard Hughes in Las Vegas zahlreiche Hotels und Casinos und war entscheidend daran beteiligt, das Image der Stadt in die glamurösere Richtung zu entwickeln, für welches sie heute bekannt ist.

Howard Hughes als Luftfahrtpionier: Hughes H1, H4 Hercules und TWA

Howard Hughes stellte nicht nur individuelle Rekorde auf, sondern trieb auch Innovationen sowohl in der Konstruktion von Flugzeugen als auch im Betrieb von Airlines und anderen luftfahrtnahen Betrieben voran. Besonders hervorzuheben sind die folgenden Modelle und Unternehmen:

Hughes H1 Racer: Das Rennflugzeug, mit welchem Howard Hughes erste Weltrekorde aufstellte, wurde 1934 fertiggestellt und war in vielerlei Hinsicht wegweisend. Der starke Fokus auf Aerodynamik, zum Beispiel durch ein einziehbares Fahrwerk (eine Seltenheit zu dieser Zeit) und der Verwendung von Senknieten, wurde in der Folge wegweisend im Flugzeugbau. Das Modell soll als Inspiration für zahlreiche Jagdmaschinen im Zweiten Weltkrieg gedient haben.

Hughes H4 Hercules: Diese Maschine lieferte ebenfalls einen Rekord für Howard Hughes. Die Spruce Goose (engl. „Fichtengans“), wie sie auch genannt wurde, war das im Hinblick auf die Flügelspannweite größte Flugzeug der Welt, das jemals geflogen wurde – ein Rekord, den die Spruce Goose von ihrem ersten und einzigen Flug im Jahr 1947 bis 2019 hielt. Das Flugboot wurde aus Holz gebaut, um in Kriegszeiten keine wichtigen Ressourcen zu verbrauchen und sollte als Militärtransporter dienen. Da der Bau sich erheblich verzögerte, die einzige Maschine erst nach Kriegsende fertiggestellt wurde und das Budget deutlich überschritt, musste Howard Hughes sich vor einem Untersuchungsausschuss des US-Senats verantworten. Auch deshalb führte er selbst ihren einzigen Testflug durch, um zu beweisen, dass er keine Regierungsgelder verschwendet hatte.

Hughes Aircraft: Angefertigt wurden Howard Hughes’ Flugzeuge und Prototypen wie die H4 Hercules von seiner eigenen Konstruktionsfirma. Diese stellte außerdem Waffen und Rüstungsgüter sowie später Teile der Galileo Raumsonde her. Von der Nachkriegszeit bis in die 1970er hatte das Unternehmen dabei gegenüber dem US-Verteidigungsminsterium praktisch eine Monopolstellung für Rüstungselektronik.

TWA: 1937 übernahm Howard Hughes TWA. Die Airline war als Transcontinental & Western Air gegründet worden, doch Hughes änderte den Namen in Trans World Airlines, als er nach Kriegsende ambitionierte Pläne für Langstreckenflüge rund um den Globus begann. Bis 1960 behielt er die Kontrolle über die Firma und lieferte sich besonders mit Pan Am einen heftigen Konkurrenzkampf um Flugrouten und Marktanteile. Dieser wurde auch politisch ausgetragen – die Untersuchung der H4 Hercules durch den Senatsausschuss wird auch auf Einflussnahme durch Pan Am zurückgeführt. TWA blieb auch nach Hughes erfolgreich und zählte speziell in den 80ern zu den wichtigsten Fluglinien – 1988 flogen über 50 % der Passagiere auf Transatlantik-Flügen mit TWA. Anfang der 90er musste das Unternehmen allerdings bankrott erklären, Anfang der 2000er ging die Airline in American Airlines auf.

Die späteren Jahre des Howard Hughes: Unfälle, Krankheiten & Isolation

Durch seine Risikobereitschaft als Pilot verursachte Howard Hughes auch Flugzeugabstürze, von denen einige schwere gesundheitliche Konsequenzen nach sich zogen. Hughes soll als Folge eines besonders schweren Absturzes beispielsweise an Allodynie gelitten haben – eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit, die dazu geführt haben könnte, dass ihm das Schneiden von Haaren und Fingernägeln, aber auch das Tragen von Kleidung Schmerzen bereitete. Dies würde zumindest teilweise sein Verhalten in späteren Jahren erklären. Hughes lebte ab den späten 50er Jahren fast ausschließlich in Hotel Suiten oder sogar ganzen Stockwerken, abgeschirmt von der Öffentlichkeit. In seinen Räumen liefen oft den ganzen Tag die gleichen Filme in Dauerschleife, während er selbst nackt mit monate- bis jahrelang ungeschnittenen Haaren und Nägeln auf seinem Bett saß.

Zwangsstörungen sollen ihn darüber hinaus schon seit frühesten Jahren verfolgt haben. Bekannt ist beispielsweise, dass Howard Hughes bei Filmen seiner Produktionsfirma zum Teil pedantisch auf kleinste Details geachtet hat, die weit über jedes Maß künstlerischer Akribie hinausgingen. Dieses zwanghafte Verhalten nahm in seinen späteren Jahren zunehmend überhand und ließ seine Teilnahme am öffentlichen Leben immer schwieriger werden. Verifiziert ist so unter anderem, dass jeder Gegenstand, den er anfassen wollte, zuvor von sieben Mormonen mit Papiertüchern abgedeckt werden musste.

Hughes starb schließlich im Alter von 70 Jahren an Nierenversagen. Seine physischen und psychischen Einschränkungen hatten ihn deutlich gezeichnet, zuletzt war er erblindet und wog trotz seiner Körpergröße von 1,93 m gerade einmal 46 kg.

Das vielschichtige Vermächtnis von Howard Hughes

Seine späteren Jahre ließen Howard Hughes für lange Zeit vor allem zum Sinnbild für den reichen Exzentriker werden. Anzunehmen ist, dass einige seiner psychischen Probleme in der damaligen Zeit nicht ausreichend bekannt waren, um diagnostiziert zu werden und entsprechende Therapiemöglichkeiten fehlten. Wie sehr es sich bei seinem Verhalten tatsächlich um Krankheiten oder Folgen seiner Unfälle handelte, kann daher nicht sicher gesagt werden. Unbestritten bleibt aber der große Einfluss, den Howard Hughes auf die Luftfahrt hatte. Diese Mischung aus Erfolg und Berühmtheit mit Isolation und exzentrischem Verhalten haben Hughes zudem selbst zu einem beliebten Thema für Filmbiografien gemacht. Am bekanntesten von diesen ist wohl Martin Scorseses The Aviator mit Leonardo DiCaprio als Howard Hughes, während Katharine Hepburn von Cate Blanchett gespielt wurde.

Auch wenn TWA inzwischen nicht mehr existiert und die von Howard Hughes entwickelten Prototypen nicht länger im Einsatz sind, prägte er doch entscheidend den weltweiten Luftverkehr. Vielleicht finden Sie sich ja selbst bald auf einer der alten TWA-Routen wieder – wir wünschen Ihnen dafür schon einmal einen guten Flug!